Eine Beziehung von zwei bewussten Menschen, denen all dies (Projektionen und andere Wahrnehmungsstörungen) klar ist, birgt ein immenses Potenzial zur Heilung. Aber sie verlangt mehr von uns, als es auf den ersten Blick scheint.
Die grundsätzliche Illusion der Sicherheit, einer der Hauptgründe, warum wir Beziehungen überhaupt so sehr brauchen, hat keinen Platz in einer heilenden Beziehung. Loyalität, Freundschaft, Verlässlichkeit – all dies ja, aber keine Illusionen mehr, mit all ihren Besitzansprüchen, den Kontrollbedürfnissen und der gegenseitigen Sabotage. Heilung kann nur geschehen in einem Raum von Freiheit, in dem jeder authentisch sein darf, wer er oder sie ist. So selbstverständlich das in der Theorie klingen mag, so schwierig ist es oft zu leben. Und bei Freiheit geht es hier nicht um freie Liebe und wahllosen Sex, sondern darum, den anderen in keiner Weise kontrollieren zu wollen, ihm den Raum zur Entfaltung zu geben, ihn blühen zu lassen. Darum, jede Sekunde die Entscheidung füreinander neu zu treffen.
Eine heilende Beziehung verlangt von beiden Partnern vollständige Bewusstheit über Projektionen und ein ständiges Hinterfragen. Sie beinhaltet die Verabredung, immer zuerst bei sich selbst zu schauen – vor allem dann, wenn es am meisten weh tut. Sie verlangt von beiden, dass der andere gehalten werden kann, wenn er in Projektionen versinkt – eine Aufgabe die große Integrität und Sensibilität erfordert, denn oft sind die Projektionen mir sehr viel Emotion aufgeladen. Beide Partner müssen den jeweils anderen vollständig als Therapeut und Lehrer anerkennen, müssen es lernen zuzugeben, wenn sie projizieren und bereit sein, Hilfe von ausgerechnet der Person anzunehmen auf die sie eigentlich projizieren. Totaler Respekt, tiefes Mitgefühl und bedingungsloses Vertrauen sind dafür Voraussetzung. Machtspielchen haben hier keinen Platz, Schwäche und Stärke, Rechthaben und Schuld sind Konzepte, die in einer solchen Beziehung ihre Bedeutung mehr und mehr verlieren.
Die heilende Beziehung erfordert von uns die Kraft und den Mut, hunderte, vielleicht tausende Male über unseren Schatten zu springen. Den Raum und das Herz immer und immer wieder zu öffnen, selbst wenn in uns starke Emotionen wirken und alles in uns nur weglaufen und sich verschließen möchte. Wir lernen, Schwäche und Irrtum zuzugeben, uns mit dem Schmerz zu zeigen, hierzubleiben, alles hineinzulegen in das Feld des Vertrauens, dass wir mit dem Partner kreieren. Und wir lernen auch uns nicht mehr selbst zu beschränken, unsere Stärke bedingungslos zu leben, unsere Wahrheit zu sprechen. Wenn das gelingt, geschehen Wunder.
(c) David Rotter
(Bild: pinterest)
Liebe Jenny,
ich danke dir sehr für das Teilen dieses Artikels!
er beschreibt sehr gut, was ich seit Monaten empfinde aber nicht wirklich in Worte fassen konnte.
Auch die Session gestern hat mir genau das gegeben was ich in dem Moment gebraucht habe, auch wenn es sich erst ein wenig später gezeigt hat.
Ich wünsche dir eine ganz wundervolle Zeit in Griechenland.
Bis bald und herzliche Grüße,
Maren